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Teil 2: Die 5 Säulen der IT-Governance

26. Dezember 2025 durch
Teil 2: Die 5 Säulen der IT-Governance
Martin Lummertzheim

„Okay, wir brauchen IT-Governance – aber wo fangen wir an?“

 

Diese Frage stellen sich viele IT-Verantwortliche im Mittelstand. Die Antwort ist einfacher als gedacht: IT-Governance steht auf fünf Säulen. Aber keine Sorge – diese müssen nicht alle gleichzeitig perfekt sein.

Die Realität: Chaos hat viele Gesichter

Ich kenne einen Automobilzulieferer mit 200 Mitarbeitern. Der IT-Leiter ist stolz auf seine Server-Landschaft: „Alles läuft stabil!“ Aber fragen Sie ihn nach der IT-Strategie. Schweigen. Nach dem IT-Budget für nächstes Jahr. Achselzucken. Nach dem Notfallplan bei Cyberangriffen. Verlegenes Lächeln.

Das Problem: Ohne Struktur ist selbst die beste Technik nur halbe Miete.

 

Die 5 Säulen der IT-Governance

IT-Governance ist wie ein Gebäude. Es braucht fünf tragende Säulen – aber nicht alle müssen von Anfang an gleich stark sein.

 

Säule 1: IT-Strategie und Geschäftsausrichtung

Was es ist: Ihre IT unterstützt die Unternehmensziele statt nur zu funktionieren.

Mittelstands-Realität: Keine 50-seitige Strategiedokumente! Eine einfache Übersicht reicht:

  • Welche Geschäftsprozesse sind kritisch?
  • Welche IT-Systeme unterstützen diese?
  • Was sind die Top 3 IT-Ziele für die nächsten 12 Monate?
  • Wie messen wir den Erfolg?

Praxis-Tipp: Erstellen Sie eine A4-Seite mit Ihrer IT-Strategie. Wenn Sie mehr brauchen, ist es zu kompliziert.

 

Säule 2: Risikomanagement und Compliance

Was es ist: Sie kennen Ihre IT-Risiken und haben einen Plan dafür.

Mittelstands-Realität: Vergessen Sie komplexe Risiko-Matrizen. Fragen Sie sich:

  • Was passiert, wenn System X ausfällt?
  • Sind wir DSGVO-konform?
  • Haben wir aktuelle Backups?
  • Wer hat Zugriff auf kritische Daten?

Praxis-Tipp: Machen Sie eine einfache Ampel-Bewertung: Rot = hohes Risiko, Gelb = mittleres Risiko, Grün = geringes Risiko.

 

Säule 3: Ressourcenmanagement

Was es ist: Sie wissen, was Ihre IT kostet und wie Sie Ressourcen einsetzen.

Mittelstands-Realität: Transparenz ist wichtiger als Perfektion:

  • Welche IT-Kosten haben wir wirklich?
  • Wo geben wir unnötig Geld aus?
  • Haben wir die richtigen Leute für die richtigen Aufgaben?
  • Wie viel Zeit verbringen wir mit Routine vs. Strategie?

Praxis-Tipp: Führen Sie eine einfache Kostentransparenz ein. Excel reicht völlig aus.

 

Säule 4: Leistungsmessung

Was es ist: Sie messen, ob Ihre IT gut funktioniert.

Mittelstands-Realität: Wenige, aber aussagekräftige Kennzahlen:

  • Verfügbarkeit der kritischen Systeme
  • Anzahl und Dauer von Störungen
  • Bearbeitungszeit von IT-Tickets
  • Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der IT

Praxis-Tipp: Maximal 5 Kennzahlen. Mehr verwirrt nur.

 

Säule 5: Wertschöpfung

Was es ist: Die IT trägt messbar zum Unternehmenserfolg bei.

Mittelstands-Realität: Zeigen Sie den Business-Value:

  • Welche Prozesse haben wir durch IT verbessert?
  • Wo sparen wir Zeit und Kosten?
  • Wie unterstützen wir neue Geschäftsmodelle?
  • Was würde ohne IT nicht funktionieren?

Praxis-Tipp: Sammeln Sie Erfolgsgeschichten. Zahlen und Fakten überzeugen die Geschäftsführung.

 

Mittelstands-Adaptation: So machen Sie es richtig

Das 80/20-Prinzip

Sie brauchen nicht 100% Perfektion in jeder Säule. 80% Abdeckung der wichtigsten Punkte reichen vollkommen aus.

Beispiel: Ein Handelsunternehmen mit 120 Mitarbeitern:

  • Säule 1: Einfache IT-Roadmap auf 2 Seiten
  • Säule 2: Risiko-Checkliste mit 15 Punkten
  • Säule 3: Monatliches IT-Controlling mit 5 Kostenstellen
  • Säule 4: Dashboard mit 4 Kennzahlen
  • Säule 5: Quartalsweise Business-Case-Sammlung


Die richtige Reihenfolge

Nicht alle Säulen sind gleich wichtig. Priorisieren Sie:

Phase 1 (Monate 1-3): Risikomanagement und Leistungsmessung

  • Wo brennt es am meisten?
  • Wie messen wir den aktuellen Zustand?

Phase 2 (Monate 4-6): Ressourcenmanagement

  • Transparenz über Kosten und Aufwände schaffen

Phase 3 (Monate 7-12): IT-Strategie und Wertschöpfung

  • Langfristige Planung und Business-Value

Praxisbeispiel: Der Weg eines Maschinenbauers

Die Weber Maschinenbau GmbH (180 Mitarbeiter) hat ihre IT-Governance schrittweise aufgebaut:

 

Ausgangssituation:

  • Keine IT-Strategie
  • Unklare Kosten
  • Häufige Ausfälle
  • Frustrierte Mitarbeiter

Schritt 1 (Monat 1-2): Risiken identifizieren

  • Kritische Systeme definiert
  • Backup-Strategie überarbeitet
  • Notfallplan erstellt

Schritt 2 (Monat 3-4): Kennzahlen eingeführt

  • Einfaches Dashboard erstellt
  • Monatliches Reporting etabliert
  • Trend-Analysen gestartet

Schritt 3 (Monat 5-6): Kostentransparenz

  • IT-Budget strukturiert
  • Kostenstellen definiert
  • Investitionsplanung eingeführt

Ergebnis nach 6 Monaten:

  • 50% weniger ungeplante Ausfälle
  • 25% Kostenreduktion bei Software-Lizenzen
  • IT-Zufriedenheit von 3,2 auf 4,1 (von 5) gestiegen
  • Geschäftsführung hat endlich Vertrauen in IT-Entscheidungen


Mittelstands-Tipp: Der Säulen-Check

Bewerten Sie Ihre aktuellen Säulen ehrlich (1 = schlecht, 5 = sehr gut):

 

Säule 1 – IT-Strategie:

  • Haben wir eine schriftliche IT-Strategie? ___/5
  • Ist diese an die Geschäftsstrategie angepasst? ___/5
  • Kennen alle IT-Mitarbeiter die Strategie? ___/5


Säule 2 – Risikomanagement:

  • Kennen wir unsere kritischen IT-Risiken? ___/5
  • Haben wir Maßnahmen für die Top-Risiken? ___/5
  • Sind wir compliance-konform? ___/5

 

Säule 3 – Ressourcenmanagement:

  • Haben wir Transparenz über IT-Kosten? ___/5
  • Ist unser IT-Personal optimal eingesetzt? ___/5
  • Planen wir IT-Budgets strukturiert? ___/5

 

Säule 4 – Leistungsmessung:

  • Messen wir IT-Performance? ___/5
  • Haben wir aussagekräftige Kennzahlen? ___/5
  • Berichten wir regelmäßig an die Geschäftsführung? ___/5

 

Säule 5 – Wertschöpfung:

  • Können wir IT-Nutzen quantifizieren? ___/5
  • Kommunizieren wir IT-Erfolge? ___/5
  • Unterstützt IT neue Geschäftsmodelle? ___/5

 

Welche Säule zuerst?

  • Wenn Sie überwiegend 1-2 Punkte haben: Starten Sie mit Säule 2 (Risikomanagement)
  • Wenn Sie überwiegend 2-3 Punkte haben: Fokus auf Säule 4 (Leistungsmessung)
  • Wenn Sie überwiegend 3-4 Punkte haben: Säule 1 (IT-Strategie) ausbauen

 

Fazit

IT-Governance ist kein Alles-oder-Nichts-Prinzip. Die fünf Säulen geben Ihnen eine klare Struktur, aber Sie entscheiden das Tempo und die Tiefe.

Wichtig: Fangen Sie klein an, aber fangen Sie an! Eine schwache Säule ist besser als gar keine Säule.

Im nächsten Artikel zeige ich Ihnen konkret, wie Sie eine IT-Strategie entwickeln – ohne Berater und in weniger als 4 Wochen.

Welche Säule ist bei Ihnen am schwächsten? Teilen Sie Ihre Erfahrungen – ich helfe gerne bei konkreten Herausforderungen.

Teil 1: Warum auch kleine IT- Abteilungen Struktur brauchen